Abschlussbericht
Die Ziele, Erfahrungen und Ergebnisse des Pilotprojektes wurden in einem Bericht dokumentiert mit dem Titel:
REGIONALE ROHSTOFFSICHERUNG
Ziele, Erfahrungen und Ergebnisse des Pilotprojektes „Nachhaltiges Rohstoffsicherungskonzept“ im Zuge der Neuaufstellung des Regionalplans Rheinhessen-Nahe.
Den Bericht können Sie hier downloaden.
Rheinland-will Pfalz für die zukünftige Rohstoffsicherung in der Landes- und Regionalplanung neue Wege beschreiten. Hierzu unterstützt das Land ein Pilotprojekt in der Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe. Es geht darum, in den 2014 neu zu beschließenden Regionalen Raumordnungsplan ein raumverträgliches und nachhaltiges Rohstoffsicherungskonzepte zu verankern. Das ist ein qualitativ neuer Aspekt der Regionalplanung.
Dabei ist es das Ziel, gemeinsam mit allen Beteiligten (Land, Fachbehörden, Rohstoffverbände, Kammern, Unternehmen und Bürgerinitiativen) in einem offenen Dialog ein abgestimmtes und ausgewogenes Rohstoffsicherungskonzept zu entwickeln, das dem Ausgleich der Interessen dient, Schutzziele umsetzt und die Akzeptanz für die Rohstoffförderung erhöht.
In der Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe gibt es 33 Gebiete, in denen aktiv Rohstoffe abgebaut werden. Davon werden in 16 Abbaugebieten Kies und Sande abgebaut, in vier Abbaugebieten Hartstein (Andesit), in vier weiteren Abbaugebieten Hartstein (Rhyolith), in vier Abbaugebieten Quarzit. In jeweils einem Abbaugebiet wird Quarzsand, Kalkstein und Dolomit, Schiefer, Ton und Heilerde gewonnen.
In den letzten Jahren wurden etliche neue Bürgerinitiativen gegründet, die sich gegen die Auswirkungen, bzw. Begleitumstände des Rohstoffabbaus wenden.Die Forderung von Bürgerinnen und Bürgern nach transparenten Entscheidungsprozessen in der Planerstellung nimmt dabei ebenso zu wie die Entschlossenheit gegen einen regionalen Raumordnungsplan zu klagen, wenn diese Transparenz nicht gegeben ist. Dies beginnt schon bei der Fachplanung durch das Landesamt für Geologie und Bergbau (LGB), das die Grundlage, die Rohstoffpotenzialflächen für den Regionalen Raumordnungsplan, liefert und setzt sich in einem guten Prozess der Planung fort.
Ein wesentlicher Unterschied besteht in der Gültigkeit eines Regionalplanes von rund 10 Jahren und den deutlich längeren Zeiträumen, in denen sich Investitionen von Rohstoffunternehmen amortisieren müssen. Das bedeutet für die Regionalplanung, dass ein Planinstrument entwickelt werden muss, mit dem eine langfristige Rohstoffsicherung im Unternehmensinteresse bei gleichzeitiger Freiraumsicherung im Interesse der Bürgerinnen und Bürger, bzw. den betroffenen Kommunen möglich ist. Der Weg des Pilotprojektes führt dazu über einen mehrstufigen Dialogprozess mit allen Akteuren.
Der Dialogprozess wird seit Jahresbeginn 2014 in 25 Einzelgesprächen, vier Workshops und zwei Informationsveranstaltungen durchgeführt. Begonnen wurde der Dialogprozess mit einer sehr gut besuchten Informationsveranstaltung, bei der die Projektschritte vorgestellt und abgestimmt wurden. In Gesprächen mit den Rohstoffverbänden (baustoffverband vero, Industrieverband Steine Erden e.V. und Bundesverband Keramische Rohstoffe) sowie den Industrie- und Handelskammern (Koblenz, Rheinhessen und Pfalz) wurden zunächst die Problemstellungen, die sich bei der Erstellung eines nachhaltigen Rohstoffsicherungskonzeptes ergeben herausgearbeitet. In den vier Themenworkshops wurden mit allen Akteuren prinzipielle Lösungsmöglichkeiten als gemeinsame Ausgangslage diskutiert und danach grundlegende Vorfahrensschritte vereinbart und ausgearbeitet. In einer weiteren Informationsveranstaltung wurden die in den jeweiligen Akteursworkshops erarbeitete Vorgehensweise allen Beteiligten vorgestellt und die Ergebnisse in Form einer Flächenkulisse für die Region Rheinhessen-Nahe festgehalten. Diese Flächenkulisse bildet die Basis für die formelle Rohstoffplanung im Rahmen der Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsplans für die Region Rheinhessen-Nahe. Begleitet wurde der Prozess von Beginn an von einer Lenkungsgruppe, die den Dialogprozess gesteuert und die unterschiedlichen Akteure in den Prozess eingebunden hat.
Basis des Projektes sind gemeinsam erarbeitete Schemata (download hier), nach denen ein zukünftiges nachhaltiges Rohstoffsicherungskonzept erarbeitet werden soll:
In diesem Verfahrensschritt werden die einzelnen Gebiete eingeteilt in:
a) Vorranggebiete für den kurz- bis mittelfristigen Rohstoffabbau, im Geltungszeitraum des ROP
b) Vorranggebiete für die langfristige Rohstoffsicherung, langfristige Rohstoffsicherung über den Geltungszeitraum des ROP hinaus. Kein Rohstoffabbau innerhalb des Geltungszeitraumes des ROP, es sei denn, der Bedarf wird nachgewiesen und ein Zielabweichungsverfahren durchgeführt.
c) Gebiete mit besonderer Bedeutung für die Rohstoffsicherung, dievon dauerhaft entgegenstehender Nutzung freizuhalten sind. Kein Rohstoffabbau innerhalb des Geltungszeitraumes des ROP.
d) Vorbehaltsgebiete für die Rohstoffsicherung
e) genehmigte Abbauflächen werden entweder als Vorranggebiete für den kurz- bis mittelfristigen Rohstoffabbau ausgewiesen oder sofern mit „Raumwiderstandskriterien Ia“ (Natura 2000-Gebiete) belegt, nachrichtlich übernommen.
Zum Abschluss des Projektes wurden alle Rohstoffpotenzialflächen der Fachplanung für die Region Rheinhessen-Nahe nach der erarbeiteten Vorgehensweise bewertet werden, um die Vorranggebiete für den kurz- bis mittelfristige Rohstoffabbau, die Vorranggebiete für die langfristige Rohstoffsicherung zu erhalten. Die so ermittelte Flächenkulisse wurde nochmals mit allen Akteuren diskutiert, bevor sie in den Entwurf des neuen Raumordnungsplanes übernommen wurde.
Alle Akteure haben über einen Zeitraum von bislang 5 Monaten konzentriert und sehr konstruktiv zusammengearbeitet, wodurch das Verständnis für die unterschiedlichen Sichtweisen und Interessen gewachsen ist.
466 ha als Vorranggebiete für den kurz- bis mittelfristigen Rohstoffabbau
1.448 ha als Vorranggebiete für die langfristige Rohstoffsicherung
1.131 ha als Gebiete mit besonderer Bedeutung für die Rohstoffsicherung
1.861 ha als Vorbehaltsgebiete für die Rohstoffsicherung
880 ha als genehmigte Abbauflächen, davon 340 ha als Vorranggebiet und 540 ha nachrichtlich übernommen
Insgesamt werden 5.786 ha Rohstoffflächen ausgewiesen, das entspricht ca. 2% der gesamten Flächen des Planungsgebietes.
1. Nachhaltige Rohstoffsicherung erfordert eine klare Datenlage Unterschiedliche Genehmigungsbehörden & unterschiedliche Genehmigungszeiträume ziehen unterschiedlichen Datenlagen nach sich. Zur Zeit gibt es keine zentrale Datenstelle, daher wird die Einrichtung einer Landesrohstoffdatenbank beim Landesamt für Geologie und Bergbau gefordert.
2. Akzeptanz bedingt Transparenz und offene Kommunikation Der Offene Dialog in Einzelgesprächen und Workshops ist wichtiger Grundbaustein, der nach der vertrauensvollen und konstruktiven Zusammenarbeit der letzten 5 Monate verstetigt werden soll in einem dauerhaften Kommunikationsangebot durch die Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe.
3. Transparenz bedingt klare Verfahren und verständliche Planungen Planungen müssen verständlich erläutert werden. Dazu gehört, dass beim Rohstoffabbau dargelegt wir, was die Regionalplanung und was die Genehmigungsplanung regeln.
4. Unternehmen und Betroffene brauchen Sicherheit Deshalb werden im neuen Regionalplan die verschiedenen Gebiete mit einer zeitlichen Dimension überlagert. Wo geht es um kurz- bis mittelfristigen Rohstoffabbau, wo um langfristige Rohstoffsicherung?
5. Rohstoffsicherung im Dialog ist ein effektiver Beitrag zu Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz Die Bewertung der Rohstoffpotenzialflächen sorgt dafür, dass nur geeignete Rohstoffflächen abgebaut werden. Durch die Verknüpfung der Potenzialflächen mit einem Mengenzielwert werden die Rohstoffpotenzialflächen in kurz- mittelfristigen Abbau und langfristige Rohstoffsicherung unterschieden. Langfristig gesicherte Flächen werden nur bei Bedarfsänderung frühzeitig zur Genehmigung zugelassen.
Bettina Dickes,
Vorsitzende der Planungsgemeinschaft, Landrätin des Landkreises Bad Kreuznach
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